Dienstag, 26. Juni 2012

Uncut Report: Die Initiative forUncut! ist gegen geschnittene Spiele auf Steam

Der schmale Grat zwischen den künstlerischen Freiheiten der Entwickler und den Notwendigkeiten des Jugendschutzes ist dabei ständigen Neubestimmungen unterworfen. Was in den 80er Jahren auf dem Index landete, wirkt aus heutiger Sicht fast immer harmlos. Dass auch die Begründungen der Jugendschützer mit der Zeit gehen müssen, hat man mittlerweile auch bei der USK eingesehen. Deren kürzlich vollzogene Veröffentlichung der Prüfungskriterien war ein wichtiger Schritt auf dem Weg zu einem akzeptierten und transparenten Jugendschutz in Deutschland.

Auf der anderen Seite beklagen sich mittlerweile selbst Entwickler über den aktuellen Gewaltfetisch in der Branche. Auf der vergangenen E3 2012 ließ sich gut beobachten, wie die Hersteller dieser Tage versuchen, sich mit grenzwertigen Tötungsszenen gegenseitig zu überbieten. Gegenüber gamesindustry sprach sich zum Beispiel Entwickler-Legende Waren Spector für ein Ende dieser extremen Gewaltdarstellung aus: “Die extreme Gewalt muss gestoppt werden. Wir müssen aufhören sie zu lieben. Ich glaube keineswegs an Nachahmungstheorien, aber ich denke, dass wir aus der Gewalt einen Fetisch machen und in manchen Fällen sie mit einem pubertären Zugang zur Sexualität kombinieren. Ich denke, es ist schlicht schlechter Geschmack. Und in letzter Konsequenz wird es uns Probleme bescheren.”

Die E3 2012 hat gezeigt: Gewalt liegt voll im Trend.

Der Umgang mit jugendgefährdenden Inhalten bleibt also ein explosives Feld, auf dem unterschiedlichste Interessen aufeinander prallen. Nachdem wir uns im vergangenen Jahr mit Felix Falk, dem derzeitigen Geschäftsführer der USK zum Interview trafen, haben wir uns dieses Mal mit den Interessen derjenigen beschäftigt, die sich für einen leichteren Zugang zu unzensierten Spielen in Deutschland aussprechen. Daniel Roßberg ist Administrator der Steamgruppe forUncut! und die möchte ungeschnitte Spiele auf Steam erwerben dürfen.

GIGA: Daniel, vielleicht stellst du dich und eure Initiative forUncut  einfach mal kurz vor. Seit wann gibt es euch und vor allem, warum gibt es euch?

Daniel Roßberg: Ich bin 21 Jahre alt und das zweitälteste Mitglied der ForUncut-Gruppe.  Unsere Initiative besteht seit 2009 und möchte erreichen, dass die größte Online-Vertriebsplattform Steam einen Altersnachweis einführt. Dieser soll eindeutig sein und freiwillig, damit für alle volljährigen Spieler die Möglichkeit besteht, die unzensierten Titel des Marktes zu erwerben. Los ging es damals mit unserem Gründungsmitglied Benny. Der hatte 2009 die Orange Box über Steam erworben und sich über die Zensierung von „Half Life“ und „Half Life 2 – Episode 2“ geärgert. Also wich er auf ausländische Verkaufsplattformen aus, musste dort aber im Vergleich zur deutschen Version mehr zahlen. Das war für ihn keine Lösung. Optionen wie die sogenannten Key-Shops werden wiederum über die Steam AGBs verboten. Benny hat dann kurzerhand den Entschluss gefasst, forUncut zu gründen. 

“Wir möchten einfach die ursprüngliche Vision der Entwickler ohne Bevormundung erleben dürfen.”

GIGA: Wie soll das konkret aussehen? Wollt ihr ein System der Altersverifikation, das direkt in den Steam-Client integriert ist? Was muss man in eurem Szenario tun, um als volljähriger Spieler Zugang zu Uncut-Games über Steam zu erhalten?

Daniel: Also wir schlagen zwei unterschiedliche Verfahrensweisen vor. Einmal das sogenannte Postident-System. Man geht einfach zur Post, legt dort seinen Personalausweis vor und ein Mitarbeiter der Post verifiziert damit das Alter. Oder aber man nutz die Möglichkeiten des neuen, elektronischen Personalausweises. Damit wäre ebenfalls eine Verifizierung möglich.

GIGA: Gibt das bereits ein Praxisbeispiel in Deutschland? Eine Seite, die dieses Verfahren bereits anbietet?

Die Steamgruppe ForUncut! hat fast 60.000 Mitglieder

Daniel: Die Seite Gamecenter-Shop wendet meines Wissens nach dieses Verfahren bereits an. (Anmerkung der Redaktion: Gamecenter-Shop bietet eine automatische Freischaltung über einen Schufa-Identitätscheck an).

GIGA: Das klingt ja alles sehr einfach und einleuchtend, aber es gibt natürlich auch Stimmen, die sagen, ihr unterwandert mit eurer Initiative das bestehende Jugendschutzrecht in Deutschland.

Daniel: Also wir möchten ausdrücklich betonen, dass ein solches System gegen keine deutschen Gesetze verstoßen würde. Dies trifft nur zu, wenn der Verkauf von beschlagnahmten Spielen wie „Left4Dead 2“ ermöglicht würde. Nur das wäre nach dem StGB strafbar.

GIGA: Auf eurer Homepage und unter der Steamgruppe habt ihre eure Forderungen ja schon sehr klar ausformuliert – seid ihr damit bereits direkt an Steam herangetreten?

Daniel: Nach unserer Gründung haben wir erst einmal Mitglieder gesammelt. Pro Woche waren das schon mal 1.000 neue User. Momentan sind wir bei 57.000, Tendenz steigend. Es gibt also jede Menge Spieler, die mit unseren Zielen sympathisieren. Das ist dann auch Valve relativ schnell aufgefallen, woraufhin sich der Valve-Mitarbeiter T. Zabka bei uns meldete. Er sagte damals, Valve  kenne unser Problem und würde versuchen, eine Lösung zu finden. Seitdem haben wir nie wieder etwas von Valve gehört. Danach haben wir weiter fleißig Mitglieder angeworben, eine Facebook-Gruppe gegründet und mehr Administratoren ernannt.


View the original article here

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen